Sammlung und Stiftung
Das museum FLUXUS+ wurde 2008 von dem Berliner Kunstsammler und Unternehmer Heinrich Liman gegründet. Der Architekt und Stadtplaner sammelt schon seit seiner Studentenzeit Kunst, die ihm und seiner Frau gefiel und die man sich leisten konnte. Das Spektrum des Interesses reichte von Expressionisten über Zille, naiver Malerei bis zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler, zu denen sich bald persönliche Kontakte und Freundschaften entwickelten, die zum Teil bis heute bestehen.
1981 lernte Heinrich Liman, den Maler, Fluxus- und Happening-Künstler, Grafiker, Komponisten, Videopionier und Bildhauer Wolf Vostell kennen. Eine fruchtbare Freundschaft entstand, der Fluxus-Cosmos wurde entdeckt und erobert. Die Sammlerleidenschaft wurde entfacht, in das Haus Liman zogen Vostells Werke ein. Das bedeutete aber nicht, dass die bestehenden Verbindungen zu anderen Künstlern und Künstlerinnen abbrachen, sondern im Gegenteil, es ergaben sich spannende Auseinandersetzungen in und um die Kunst.
Über Wolf Vostell machte Liman die Bekanntschaft weiterer Fluxus-Künstler der Gründergeneration der 1960er Jahren, wie Benjamin Patterson, Emmett Williams, Nam June Paik und Ben Vautier. In den Räumlichkeiten der Unternehmen des Sammlers wurden Vernissagen und sogar Fluxus-Konzerte veranstaltet. Ab 1989, nach dem Mauerfall, verstärkten sich diese Aktivitäten. So wurden beispielsweise zur Belebung von leer stehenden Altstadtquartieren im ehemaligen Ost-Berlin Kunstsalons organisiert. Weitere in Berlin ansässige Künstlerinnen und Künstler kamen in den Bekanntschaftskreis. Hierzu zählen Costantino Ciervo, Lutz Friedel, Hella De Santarossa, Sebastian Heiner und Ann Noël.
Auch nach dem frühen Tod Wolf Vostells 1998 erlosch das Sammlerinteresse nicht. Die Gleichung Vostells „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“ gewann vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Entwicklungen, Auseinandersetzungen und kritischer Betrachtungen an Bedeutung. Die kritische Verarbeitung von historischen und aktuellen Ereignissen in der Kunst, nicht nur durch die Fluxus-Bewegung, sondern auch durch jüngere zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler interessierten den Sammler immer mehr.
Zwangsläufig stellte sich, vor allem mit zunehmenden Alter, die Frage, was geschieht mit den gesammelten Werken. Der Gedanke ein Museum aufzubauen tauchte auf. „Macht es nicht Sinn zumindest Teile der Sammlung öffentlich zugänglich zu machen, um damit einen Beitrag zur gesellschafts- und kulturpolitischen Bildung zu leisten?“ Vor diesem Hintergrund und mit diesem Ziel wurde am 21. April 2008 das museum FLUXUS+ in Potsdam eröffnet. Hier stattfindende Veranstaltungen und Sonderausstellungen brachten die Kontakte und Freundschaften zu Mary Bauermeister, Alison Knowles, Pawel Schmidt, Eric Andersen und vielen weiteren.
Rund die Hälfte der ca. 700 Sammlungs-Exponate wird in der Dauerausstellung des museum FLUXUS+ auf 1000 qm präsentiert. Sie wird durch temporäre Sonderthemen von Dada über Aspekte der 1970er Jahre, Neue Musik und zeitgenössische Kunst ständig variiert. Werke von Niki de Saint Phalle, Jean Jacques Lebel, Yoko Ono und Diether Roth verweisen zudem auf den zeitgenössischen Kontext der, historisch zwar abgeschlossenen, bis heute jedoch einflussreichen Kunstbewegung Fluxus. Highlights wie Vostells Pionierarbeit „Transmigracion“ (1958), Mary Bauermeisters „Linsenkasten“ (1962) oder Skulpturen und Objekte von Arman sowie viele Zeugnisse der Künstler-Sammler-Beziehung machen die Qualität dieser privaten Sammlung aus.
Um das Museum auf Dauer zu erhalten und auch inhaltlich weiter zu entwickeln, wurde 2017 die gemeinnützige, nicht rechtsfähige Museumsstiftung Liman gegründet. Betreiberin des Museums ist die museum FLUXUS+ gGmbH am Standort Schiffbauergasse in Potsdam.
Potsdam im Januar 2019