DADAUNDFLUXUS
Dada war wie Fluxus eine Revolte, die nicht auf die Konservierung in Museen abzielte. Die Auswirkungen beider Bewegungen auf die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts wird aber heute zweifelsfrei von der Kunstgeschichte akzeptiert. „Dada – Dokumente einer Bewegung“ titelte eine Ausstellung des Düsseldorfer Kunstvereins 1958 und präsentierte Großfotos, Plakate, Handzettel, Manifeste und Broschüren, um die Dada-Bewegung in Erinnerung zu rufen. Gesehen, verinnerlicht und weiterentwickelt hat dies nicht zuletzt die junge Künstlergeneration der 50er/60er Jahre. DADAUNDFLUXUS zeigt ab dem 6. April 2017 „Dokumente zweier Bewegungen“ in einer Sonderschau in der Dauerausstellung im museum FLUXUS+ in Potsdam.
1917 kaufte Marcel Duchamp in einem Sanitärhandel ein Urinal und erklärte es zur Kunst, ein außerhalb der Kunst gefundenes Objekt, ein „Ready-made“, „La Fontaine“ der Titel, signiert mit dem Pseudonym „R. Mutt". Der bürgerliche „Mythos um den Künstler“, den Schaffensprozess und die Bedeutung des Werkes wurde durch diesen skandalösen Akt erschüttert. Seitdem versuchen Künstler_innen den Kunstbegriff neu zu definieren. Was in den letzten fünfzig Jahren als Fluxus verwirklicht wurde, hat seine Ursprünge bereits vor 100 Jahren. Dada kämpfte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegen gesellschaftliche Konventionen.
Dada und Fluxus gleichen sich darin, dass zeitgleich, international Künstler_innen mit den Normen brachen. Musik, Sprache und Bildwerk wurden neu definiert und die Genre miteinander vermischt. Kunstschaffende als Spiegel ihrer Zeit, reflektieren gesellschaftliche Vorgänge jeglicher Art und reichen dies durch das Kunstwerk weiter. Bei vergleichbaren Situationen werden ähnliche Aktionen hervorgerufen. Dada und Fluxus finden in bzw. nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ihre Anfänge. Nicht nur die Gräuel des Kampfes an sich, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, die dazu führten, stehen in der künstlerischen Auseinandersetzung. Beiden Bewegungen liegen Provokation, Traditionsbruch, Protest und Widerstand gegen die bürgerliche Gesellschaft und ihre Werte und Normen zugrunde.
Ausgewählte Aspekte und Parallelen beider Kunstbewegungen werden durch dieses Sonderthema präsentiert. Dies lässt die Exponate der Fluxus-Akteure in der Sammlungspräsentation unter einem neuen Blickwinkel stehen. Bestimmte Werke der Dauerausstellung werden in den Vordergrund gerückt, wie beispielsweise die Hommage von Wolf Vostell an Otto Dix, eine Druckgrafik aus dem Jahr 1993. Vostell schuf sie als er in der Kunstgalerie Gera, in der Geburtsstadt Dix´, die Retrospektive "Leben = Kunst = Leben" hatte.
Dokumente, Kunstdrucke, Fotos, Manifeste sowie Filme werden zum Sonderthema gezeigt. Uwe Döbbekes Portrait „Hannah Höch“ und die Dokumentation „Was ist Dada?“ vom Schweizer NZZFormat ergänzen detailreich die Sonderschau. Der Film “Psst pp Piano“ von Gregor Zootzky verdeutlicht in besonderer Weise die Radikalität der Avantgarde und spannt den Bogen von Hugo Ball über John Cage zu Nam June Paik und Mary Bauermeister, deren Werke im Erdgeschoss des Museums gezeigt werden, und die von der Kriegs- und Wiederaufbauzeit in den 50er Jahren in Deutschland stark beeinflusst wurde.