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Wolf Vostell, Biografie

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Wolf Vostell

Wolf Vostell war ein bedeutender Vertreter der Fluxus-Bewegung. Er gilt als einer der vielseitigsten Künstler der 1960er Jahre. Neben seiner Eigenschaft als Fluxus- und Happeningkünstler, war er auch Videopionier, Komponist, Bildhauer, Grafiker und Maler. In seinen vielseitigen und zugleich komplexen Werken befasste sich Vostell stets mit den gesellschaftlichen Phänomenen seiner Zeit. Er bezeichnete sich dabei als „Dokumentalist“ seiner Zeit. Dazu sagte Vostell: „Ich muss Zeugnis ablegen über unsere Zeit, so wie sie ist, ich muss dem Schatten der Menschheit Gestalt verleihen.“ Vostell galt als scharfsinniger Denker und kritischer Beobachter der Nachkriegszeit. In seinen Werken griff er aktuelle Themen und Probleme auf, wie zum Beispiel das Konsumverhalten in der Gesellschaft, die Massenmedien, den Kalten Krieg, den Korea- und Vietnamkrieg und die Teilung Deutschlands mit dem Bau der Berliner Mauer. Wolf Vostell wollte mit seiner Kunst die Menschen zum Nachdenken und Reagieren anregen. Der Leitspruch: „Mein Werk soll Gedächtnis und Antrieb der Gesellschaft sein“, bestimmte sein Wirken.

Wolf Vostells Kunstwerke bilden einen Schwerpunkt der im museum FLUXUS+ gezeigten Sammlung. Sie sind im Obergeschoss in thematischen Sektionen zusammengefasst und geben einen umfassenden Überblick über Schaffensphasen, Themen und Techniken in Vostells Werk. Weitere ausgewählte Arbeiten von Wolf Vostell finden sich im Ausstellungsbereich Fluxus im Erdgeschoss des Museums.

Wolf Vostell wurde 1932 in Leverkusen geboren und wuchs während des Zweiten Weltkriegs in Nordböhmen auf. 1945 kehrte er ins vom Krieg zerstörte Deutschland zurück und lebte zunächst in Leverkusen und Köln. Die Erinnerungen an den Krieg und die Vertreibung aus Deutschland sollten Vostell ein Leben lang begleiten. In seiner Kunst setzte sich Vostell später immer wieder auch mit den Themen Holocaust bzw Shoah und dem Zweiten Weltkrieg auseinander. In Leverkusen absolvierte er eine Lehre zum Fotolithograf. Anschließend studierte er in Wuppertal sowie an den Akademien in Paris und Düsseldorf freie Malerei, experimentelle Typografie, Grafik und Anatomie.

Im Jahr 1954 traf Wolf Vostell den Komponisten Karlheinz Stockhausen in den Elektronischen Studios des Westdeutschen Rundfunks. Die Bekanntschaft mit Stockhausen führte Vostell zur Fluxus-Bewegung, welche er in den frühen 1960er Jahren mitgründete. Zeitlebens lebte und wirkte Vostell sowohl in Deutschland als auch in Spanien. Spanien wurde zu seiner zweiten Heimat nachdem er dort 1958 seine Frau Mercedes kennenlernte. Ab 1970 lebte Vostell abwechselnd in Spanien und Berlin.

Die Kunst Wolf Vostells war anfangs noch in traditionellen Techniken wie der Malerei und der Zeichnung verhaftet. Sein politisches Bewusstsein zeichnete sich schon früh in seiner Kunst ab. Ende der 1950er Jahre entwickelte er innovative künstlerische Techniken. Er experimentierte mit Collagen, Verwischungen und Filmen. Vostell schuf den Begriff der „Dé-coll/age“ für seine künstlerische Ausdrucksweisen. Der französische Begriff „Dé-Coll/age“ bedeutet so viel wie „loslösen, ablösen“ und wird auch für das „Abstürzen eines Flugzeuges kurz nach dem Abheben von der Landebahn“ verwendet. Bei dieser Technik „löste“ er Plakatfetzen von Mauern ab oder trennte Zeitungsartikel und Fotos aus Zeitschriften heraus und fügte sie neu zusammen. Seine Verwischungen entstanden aus Zeitungsartikeln und Fotos aus illustrierten Zeitschriften durch das Überarbeiten mit Terpentin und Tetrachlorkohlenstoff.

Ende der 1950er Jahre entwickelte Vostell elektronische dé-coll/age-Verwischungen, indem er sogenannte Fernsehverzerrungen erzeugte und verschiedenste abgefilmte Sequenzen neu zusammenfügte. Seit den frühen 1960er-Jahren setzte er in seinen Happenings, Aktionen und Installationen eine Vielzahl von Medien und Materialien ein, wie etwa Autoteile, Alltagsgegenstände, Beton und Fernseher. Vostell wollte mit seiner Kunst den traditionellen Kunstbegriff erweitern und die Kunst mit dem Leben verbinden. Daraus entwickelte er 1961 die Gleichung „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst.“

Wolf Vostell verstarb 1998 während eines Berlinaufenthalts. Er wurde auf dem Cementerio de la Almudena in Madrid beigesetzt. Seine Werke sind in vielen bedeutenden, nationalen und internationalen Museen ausgestellt. Vostells Themen, wie z.B. der Massenkonsum digitaler Medien und kriegerische Auseinandersetzungen haben bis heute nicht an Aktualität verloren.


English

For the hearing impaired

Wolf Vostell was an important figure in the Fluxus movement. He is regarded as one of the most versatile artists of the 1960s. Additionally to his work as a Fluxus and happening artist, he excelled as a video pioneer, composer, sculptor, graphic artist and painter. In his eclectic and complex art work Vostell always engaged himself with social phenomena of his time. In that sense he called himself a “documentalist” of his time. Vostell said: “I must bear witness to our time as it is, I must give shape to the shadow of human kind.” Vostell was known as an astute mind and critical observer of the post war era. In his artworks he addressed current topics and problems such as consumerist behaviour in society, mass media, the cold war, the Korean and Vietnam war, and the division of Germany following the building of the Berlin wall. Wolf Vostell wanted his art to animate people to reflect and react. The maxim “My work shall be the memory and impetus of society” shaped his art and doing.

Wolf Vostell’s work forms the core of the collection on display at museum Fluxus+. On the first floor of the museum his work is presented in different thematic sections and offering a comprehensive overview of phases, themes and techniques in Vostell's œuvre. In addition, a number of selected artworks by Wolf Vostell can be found in the exhibition area “Fluxus” on the ground floor of the museum.

Wolf Vostell was born in Leverkusen, Germany in 1932 and grew up in Northern Bohemia during WW2. In 1945 he returned to war wrecked Germany, living in Leverkusen and Cologne. Memories of the war and his forced migration stuck with him throughout his life. Frequent topics of his art are the Holocaust or Shoa and the Second World War. In Leverkusen Vostell completed an apprenticeship as a photo lithograph. Following this, he studied painting, experimental typography, graphics and anatomy in Wuppertal as well as the academies in Paris and Düsseldorf.

In 1954 Vostell met the composer Karlheinz Stockhausen at the electronic studios of the West German Broadcasting Corporation Cologne. The acquaintance with Karlheinz Stockhausen led to Vostell’s involvement in the Fluxus movement which he co-founded in the early 1960s. Throughout his life Vostell lived and worked both in Germany and Spain. Spain became his second home after meeting his wife Mercedes in 1958. From 1970 onwards he lived between Spain and Berlin.

In the beginning Vostell’s art still clinged to traditional techniques like painting and drawing. His political conscience, however, was already visible in his early works. In the 1950s he developed innovative artistic techniques. He experimented with collages, blurrings and films. Vostell coined the term “Dé-Coll/age” for his artistic techniques. The French word “Dé-Coll/age“ means „detaching, separating“. It is also used to describe the crashing of an airplane right after take-off. For this technique he scraped off pieces of posters from walls or cut out newspaper articles and pictures from magazines reassembling them into something new. His blurrings were the result of newspaper articles and pictures from glossy magazines processed with turpentine and carbon tetrachloride.

In the late 1950s Vostell developed electronic “Dé-Coll/age blurrings”. He created so-called TV-distortions by rearranging and piecing together various film sequences he filmed of a running TV. From the early 1960s onwards he made use of a large array of media and materials like car parts, everyday objects, concrete and TVs for his happenings, art events and installations. Vostell wanted to widen the traditional concept of art and intertwine art and life. Based on this idea, he created the equation “art is life, life is art” in 1961.

Vostell died in 1998 in Berlin. He is buried on the Cementerio de la Almudena in Madrid. His works are on display in many renowned national and international art galleries. Vostell’s topics such as the mass consumption of digital media and military conflicts across the world are still up to date today.

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